Fragen und AntwortenNeue Anlage – Eure Meinung ist gefragt!
new_guinea antwortete vor 13 Jahren

Liebe Forumsmitglieder,
mein erster Post in diesem Forum…
Ich bin ja sehr beeindruckt, wie viel Wissen sich in diesem Forum angesammelt hat. Ich hatte einen Heizungsbauer zu Besuch, der sich rühmt, schon „etliche“ HV-Anlagen gebaut zu haben, und was der mir erzählt hat, geht doch erheblich an einer optimalen Anlage vorbei.

Wir bewohnen mit vier Personen ein freistehendes Einfamilienhaus Bj 1997 in Holzrahmen – Niedrigenergiebauweise und einer Wfl von rd. 150 m². Die bestehende Heizung ist ein Ölkessel mit 15kW. WW wird teilweise mit Solar erzeugt (9 m² Flachkollektoren) und mit Öl zugeheizt. Der Gesamt-Jahresverbrauch an Heizöl liegt bei 700 l. Trotz des vergleichsweise niedrigen Ölverbrauchs will ich (auch wegen der leichten Verfügbarkeit) auf Holz umstellen. Ich weiß, dass sich das nur schwerlich rechnet.

Nach vielen Stunden Lesen in diesem Forum habe ich ein erstes Anlagenschema entworfen. Der Holzkessel soll ein Atmos DC22GSE sein, der Pufferspeicher soll 2000 l haben (mein HB wollte mir 1200 l hinstellen). Der Ölkessel soll, nur wenn der Puffer kalt ist, direkt in den Puffer heizen. Dazu verlege ich den Kesselfühler des Ölkessels in den Pufferspeicher, um die bestehende Regelung zu überlisten. Als RLA für den Holzkessel habe ich ein ESBE CRA 111 (selbstregelnder Dreiwegemischer) vorgesehen. Der Ölkessel soll als Notheizung nur etwa ein Viertel des Pufferspeichers aufheizen (Position des Rücklaufs). Der Vorlauf des Heizkreises für die Raumheizung (Flachkonvektoren, ungemischt, relativ geringe Spreizung) soll etwas niedriger abgehen als der Vorlauf für WW, um bei voll aufgeheiztem Puffer keine 85° in die Heizung zu bekommen.

Nun meine Bitte an die Forumsmitglieder: bitte schaut euch das Anlagenschema mal an. Ist das alles richtig so? Sind alle Pumpen an der richtigen Stelle? Bis auf die Heizkreispumpe sind alle anderen Pumpen in den Rückläufen.

Sind irgendwo Rückschlagklappen oder Schwerkraftbremsen erforderlich?

Ich bin gespannt auf eure Antworten!

Viele Grüße, Johannes



11 Antworten
Olaf62 antwortete vor 13 Jahren

Hallo Johannes,

dass sich die Anlage betriebswirtschaftlich nicht rechnet, hast Du ja geschrieben und bewusst in Kauf genommen. Die Dimensionierung ist aus meiner Sicht richtig gewählt. Auch wenn hier im Forum am liebsten der GSX50 mit mindestens 5000 Liter Puffer empfohlen wird :-).

Einige Hinweise möchte ich geben:
Der Heizkreis für die Heizkörper benötigt einen Motormischer mit entsprechender Regelung. Der Puffer wird auf über 80°C aufgeladen. Mit dieser Temperatur kann man nicht auf die Heizflächen gehen. Die Heizkreisregelung muss außentemperaturgesteuert sein und über ein Zeitprogramm zur Nachtabsenkung verfügen. Bislang hat das die Kesselregelung erledigt. Sollte diese keinen Mischer ansteuern können, muss also eine Heizkreisregelung nachgerüstet werden.
Der Heizkreis sollte ganz oben am Pufferspeicher abgegriffen werden, damit die Wärme aus dem Holzkessel möglichst schnell zur Verfügung steht.
Beim Pufferspeicher darauf achten, dass dieser auch wirklich vollständig genutzt werden kann. Vom obersten bzw. untersten Anschluss sollten Leitrohre jeweils unter den Deckel bzw. auf den Boden gehen. Ansonsten kann der Puffer nicht vollständig geladen und entladen werden.

Meine persönliche Empfehlung ist, den Ölkessel nicht zur Beheizung des Pufferspeichers zu nutzen. Der Ölkessel wird ja nur noch sehr wenig laufen. Im Sommer übernimmt die Solaranlage, im Winter der Holzkessel. Auch wenn der Ölkessel nur den oberen Bereich des Puffers beheizt, wird trotzdem der gesamte Pufferspeicher warm. Zum einen durch den Rücklauf von Heizung und Warmwasser, zum anderen schlichtweg dadurch, dass Wasser nun einmal Wärme leitet (auch nach unten, nicht zu verwechseln mit Konvektion) Der Ölkessel würde indirekt den 2000 Liter Pufferspeicher auf Temperatur halten. Da sind die Wärmeverluste größer als die Einsparung durch längere Brennerlaufzeiten. Durch den Heizkreis mit Motormischer wird die Brennerlaufzeit eh schon verbessert, da der Ölkessel auf eine höhere Temperatur aufheizen kann (wird durch den Mischer wieder runtergeregelt).

Nachfolgend zwei Vorschläge von mir zum Aufbau der Hydraulik:

Der Pufferspeicher wird nur vom Holzvergaserkessel geladen.
Nach dem Anheizen steht sehr schnell Wärme zur Verfügung, weil Heizung und Warmwasser zwischen Holzkessel und Puffer abgegriffen werden.
Mit einem Absperrventil am Pufferspeicher kann die Restwärme des Holzvergaserkessels effektiv genutzt werden. Nach dem Abbrand schließt das Absperrventil und das Haus wird ausschließlich vom Holzkessel versorgt (Restwärmeausnutzung) Der Kessel wiegt mit Wasser rund 500kg. Da steckt sehr viel Wärme drin, die so sinnvoll genutzt werden kann.
Der Ölkessel wird über ein Umschaltventil eingebunden. So steht auh die Wärme des Ölkessels ohne Zeitverzug zur Verfügung.
Die Einbindung des Warmwasserspeichers vor oder hinter dem Motormischer des Heizkreises ist Geschmacksache.
Die Einbindung hinter dem Motormischer hat den Vorteil, dass aufgrund der heruntergemischten Vorlauftemperatur auch die Rücklauftemperatur vom Warmwasserspeicher zum Pufferspeicher niedriger ist. Dadurch wird die Schichtung im Pufferspeicher weniger gestört.

Die Regelung der Atmoskessel ist recht primitiv. Viele hier im Forum haben sich deshalb selbst Steuerungen gebaut, z.B. mit einer UVR. Da aber nicht jeder einen Schaltschrank bauen und eine Steuerung programmieren möchte, habe ich das System Logic-Therm zur Regelung eines Holzvergaserkessels mit Umschaltung auf einen Ölkessel entwickelt. Unter http://www.logic-therm.de habe ich viele Informationen zum Thema Regelung von Holzvergaserkesseln zusammengefasst. Die Regelung von Heizkreisen und Warmwasser ist in dem System ebenfalls enthalten. Das System ist modular aufgebaut und kann so dem jeweiligen Bedarf angepasst werden.

Die Regelung für den Holzvergaser enthält folgende Funktionen:
Komplette Steuerung des Abbrands
Regelung Kesselleistung in Abhängigkeit des Wärmebedarfs
Regelung der Rücklauftemperatur mit Motormischer
Regelung der Kesselvorlauftemperatur über eine Drehzahlgesteuerte Hocheffizienzpumpe
Automatische Restwärmeausnutzung (spart bis zu 10% Brennstoff)

Die Umschaltung auf den Ölkessel kann manuell oder automatisch erfolgen (Vergleich der angeforderten Temperaturen von Heizung und Warmwasser mit der Pufferspeichertemperatur).

Soweit ersteinmal. Im Thread „Neue Anlage DC30RS “ von fjko ist auf einem Bild die Regelung Logic-Therm zu sehen (eingebaut in Elektroverteilung)

Grüße

Olaf

Mapri antwortete vor 13 Jahren

Hallo Johannes,

es muss kein Motormischer und keine ausgefuchste Steuerung sein. Die Vorlauftempoeratur für deinen Heizkreis kannst dur auch per Mischventil mit Thermostatkopf und Rohranlegefühler realisieren. Ohne Strom. Natürlich nicht aussentemperaturgeführt, aber wer braucht das schon. 50° VL wenn es kalt ist und in der Übergangszeit regelst Du auf 40° runter. Wie du es willst, bist ja eh im Keller zum Heizen. Die Nachtabsenkung kann eine einfache Schaltzeituhr erledigen.

Anregende Grüße.

PS: Dein Schema gefällt mir. Es ist simpel und wird garantiert funktionieren. Mit der Pumpe zum Solarpuffer kannst Du den Solarpuffer sogar in der Übergangszeit zum Heizen in den Pufferspeicher kühlen. Es braucht nur eine Richtungsumkehr der Rohleitung. Ist aber simpel zu realisieren.

Olaf62 antwortete vor 13 Jahren

Hallo Mathias,

wir leben in Deutschland. Eine witterungsgeführte Regelung mit Zeitprogramm für eine Nachtabsenkung ist hier Vorschrift. Einem Bekannten (von Beruf Rechtsanwalt) hat der Schornsteinfeger mit Zwangsgeldern und Stilllegung gedroht, weil in der Anlage keine witterungsgeführte Regelung eingebaut war. Auch bei einer Anlage mit zu kleinem Pufferspeicher kann der Schornsteinfeger die Abnahme verweigern.

So ist das nuneinmal hierzulande.

Grüße

Olaf

Bart9995P antwortete vor 13 Jahren

Bei einem so geringen Ölverbrauch würde ich auf einen Kaminofen setzen, ehrlich – da ist ein Holzvergaser wirtschaftlich zweifelhaft..

mariuswsw antwortete vor 13 Jahren

Da gehe ich voll mit, auch wenn ich sonst verfechter des 50er Kessels bin.
Bei diesem Haus mit dem Ölverbrauch definitiv nicht!
Deine Dimensionierung ist OK!
2000l Puffer evtl. sogar wirklich überdimensioniert. 1600 tuns auch. Viell. auch 1200 😉
Ne Pumpengruppe mit Mischer für den Heizkreis wird ja wohl noch drin sein. Ob die nur n Thermostatkopf oder ne kleine Regelung dran hat, wäre mir persönlich in diesem Fall auch egal!

Ansonsten bin ich voll bei Olaf!
Würde den Öler auch nicht auf den Puffer laufen lassen. Und der HK wird am höchsten Punkt vom Puffer abgegriffen, der HV etwas tiefer…

Gruß Marius

claus_kriews antwortete vor 13 Jahren

Hallo new_guinea,

dein hydraulikplan ist machbar.

Mein Tipp : Sieh dir unter „ATMOSpedia“ mal die Hydraulikpläne an.

Meine Meinung: Bei dir reicht eine Einfachregelung.

Mit freundlichen Grüssen

Claus_Kriews

new_guinea antwortete vor 13 Jahren

Hallo zusammen,
herzlichen Dank an alle Forumsmitglieder, die auf meinen Post geantwortet haben. Das hilft mir sehr weiter! Ich werde mich dann mal ins stille Kämmerlein zurückziehen und über den Antworten brüten.
Eine witterungsgeführte HK-Regelung mit Nachtabsenkung ist an dem Ölkessel. Das ist also vorhanden. Wenn der Ölkessel nicht abgeschaltet, sondern im „Stand-By“ ist, wäre die Regelung nutzbar.
Es ist schon richtig, bei dem niedrigen Ölverbrauch ist ein HV an der Grenze der Wirtschaftlichkeit. Aber es ist eine regenerative Energie, die Ölpreise werden weiter steigen und es ist einfach ein besseres Gefühl :-)).
Viele Grüße, Johannes

HartlBe antwortete vor 13 Jahren

Hallo Johannes

An Deiner Stelle – mit 700Liter Ölverbrauch würd ich auf einen guten Ofen in Wohnbereich setzen – entweder in der Küche oder im Wohnzimmer …KLICK…
Hydraulik im Idealfall siehe hier …KLICK…

Bernhard

Mapri antwortete vor 13 Jahren

Hallo Johannes,

Eine witterungsgeführte HK-Regelung mit Nachtabsenkung ist an dem Ölkessel. Das ist also vorhanden. Wenn der Ölkessel nicht abgeschaltet, sondern im „Stand-By“ ist, wäre die Regelung nutzbar.

Welche Regelung willst Du am Ölkessel denn nutzen? Wenn Du, wie viele andere auch, mit dem HV-Vorlauf durch den Öler willst, nutzt dir die Aussentemperaturgeführte Regelung überhaupt nichts, weil der Öler die hohe Temperatur nicht runter mischen kann. Ein Durchströmen des Ölers ist absolut sinnfrei, da sehr viel Energie durch den Öler-Schornstein einfach so abzieht. Bzgl. Nachtabsenkung: Abschalten per Zeitschaltuhr.

Besser ist es, hinter dem Puffer eine sinnvolle VL-Temp für den HK zu mischen. Das kann auch manuell, der Witterung entsprechend, erfolgen.

Der Öler sollte auf den Puffer arbeiten und zwar auf den höchsten Punkt. RL an der nächst tieferen Stelle. Im Falle eines leeren Puffers, greift der HK den größten Teil ab, nur Reste gehen in den Puffer. Das ist keine Verschwendung, weil die Energie nach Abschalten des Ölers ja wieder dem HK zugute kommt. Vorteilhaft ist aber die Reduzierung der Brennerstarts des Ölers auf ein Minimum. Der Kessel kann Volllast und sehr effektiv arbeiten.

Steuerungstechnisch ist es auch simpel. Ein Thermostat am Puffer aktiviert die Brennersperre am Öler und schließt ein Ventil im Öler-Vorlauf wenn der Puffer warm genug ist. Ist der Puffer kalt, wird das Ventil geöffnet und die Brennersperre aufgehoben. Ein Nachlaufrelais hält den Öler bei aufgehobener Brennersperre ca. 1h am Arbeiten. Das verhindert, dass der Öler beim ersten Schluck warmen Wassers im Puffer sofort wieder abgewürgt wird.

Materialliste Steuerung: 1 Relais, 1 Nachlaufrelais, 1 Rohranlegethermostat.

Mapri antwortete vor 13 Jahren

Nachtrag:

@Olaf. In Deinem Schema fehlt der hydraulische Ausgleich zwischen Öler und BW- bzw. HK-Pumpe. Zwei unterschiedliche Volumenströme treffen aufeinander und können sich nicht aus dem Weg gehen. Oder Bildlicher: Zwei Pumpen hintereinander, wie zwei PKW mit Abschleppseil: beide Fahren in die gleiche Richtung aber mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Das geht schief.

new_guinea antwortete vor 13 Jahren

An Bernhard: ein guter Ofen im Wohnbereich ist schon vorhanden. Der wird angemacht, wenn wir zu Hause sind, mit der Folge dass der Wohnbereich völlig überheizt ist (der Dame des Hauses gefällt´s) und der Rest des Hauses nichts abbekommt.

An Mathias: vielen Dank für diese Idee. Das gefällt mir sehr gut.
Viele Grüße, Johannes